"Wo beginnt Diskriminierung?" - Eine gute Frage.

"Was darf Satire und ist das Phänomen Cancel Culture ein legitimes Korrektiv?" - Auch eine gute Frage.

Beide Fragen stammen vom SPIEGEL, der mit diesen Fragen eine Veranstaltung mit Lisa Eckhart bewirbt.

Jepp. Lisa Eckhart.

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In dieser Veranstaltung diskutiert Lisa mit Philipp über Diskriminierung und Ausgrenzung. Moderiert wird das Ganze von Philipp. Also einem anderen Philipp.

Richtig gelesen. 2 der 3 Personen, die über Diskriminierung diskutieren werden, sind weiße Männer namens Philipp.

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1 der 3 Personen, die über Diskriminierung diskutieren werden, sagte mal folgendes:

„Nimmt man von allen Ching-Chongs die Ding-Dongs und legt sie nebeneinander auf, hat man etwa die Länge einer kongolesischen Vorhaut“

Das war Lisa. Lisa Eckhart.

/3 https://www.juedische-allgemeine.de/meinung/antisemitismus-aus-der-wdr-mediathek/
Das wäre fatal. Weil wir in Deutschland Rassismus niemals dulden würden!

Lisa Eckhart wurde seit diesen Vorfällen nicht mehr gesehen. Nicht im Fernsehen, nicht im Internet, in keiner Zeitung.

Wo ist Lisa Eckhart? Ist sie etwa der "CANCEL CULTURE" zum Opfer gefallen?

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Nun ja.

/6 https://twitter.com/szmagazin/status/1293484560689307649
Nun ja.

/7 https://twitter.com/Tagesspiegel/status/1294192279670919169
Nun ja.

/8 https://twitter.com/dlfkultur/status/1295321746875219968
Nun ja.

/9 https://twitter.com/tagesanzeiger/status/1294683640362934277
Nun ja.

/10 https://twitter.com/WienerZeitung/status/1293915940472553474
Nun ja.

/11 https://twitter.com/shz_de/status/1302524677009661952
Nun ja.

/12 https://twitter.com/tazgezwitscher/status/1327925116148326400
Nun ja.

/13 https://twitter.com/NZZ/status/1295986356888440832
Nun ja.

/14 https://twitter.com/berlinerzeitung/status/1294907356522975232
Weitere Interviews mit ihr finden sich auf @mdrde, @ndr, @hrPresse, @SRKommunikation, @dlf, @ZDF, @SRF, @ORF, @AZ_Augsburg, @LVZ, @noz_de und einigen wenigen weiteren Medien. Diese Interviews werden im Fernsehen ausgestrahlt, im Radio gesendet und in Zeitungen gedruckt.

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In diesen Interviews berichtet Eckhart freimütig über ihren Status als Schutzheilige aller "Cancel Culture"-Opfer.

Manchmal kommt auch das Harbour-Front-Festival zur Sprache, wo Lisa Eckhart auf spektakuläre Weise nicht gecancelt wurde. Falscher Alarm, aber immerhin!

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Lisa Eckhart hat es geschafft, das lustvolle Spiel mit Rassismus und Antisemitismus zum Geschäftsmodell zu machen und ihren Verehrer*innen als "kontroverse" Satire zu verkaufen.

Jede Kritik an ihren Worten wird dabei als Angriff auf die Meinungsfreiheit umgedeutet.

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Das funktioniert erstaunlich gut. Schließlich haben viele Menschen in diesem Land das Gefühl, dass man "nichts mehr sagen dürfe". Dass "die Berufsopfer" alles bewusst falsch verstehen würden, obwohl man ja nun wirklich "nichts gegen Ausländer habe".

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Von alledem profitiert Lisa Eckhart. Aber nicht nur sie. Womit wir wieder bei der Veranstaltung vom SPIEGEL wären.

Auf derselben Webseite, auf der mit Lisa Eckhart geworben wird, steht auch folgendes:

"Karten im Ticketshop ab 4,50 € zzgl. Gebühr."

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Auch der SPIEGEL profitiert von Lisa Eckhart und ihren Grenzüberschreitungen. Er profitiert von ihrer Reichweite, von den Ticketverkäufen und von der Empörung, die Veranstaltungen mit ihr auslösen.

Rassismus als Geschäftsmodell. Mit kostenloser Publicity.

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Nun soll und darf Lisa Eckhart vollumfänglich und uneingeschränkt alles sagen, was nicht gesetzlich verboten ist. Die Meinungsfreiheit nach Artikel 5 des Grundgesetzes schützt auch Menschen aus Österreich, die nach Deutschland kommen, um gegen Juden und Schwarze zu wettern.

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Aber warum dieselben Journalist*innen, die in den vergangenen Monaten eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, dass sie in Sachen Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus nun wirklich überhaupt keine Ahnung haben, ...

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... geradzu zwanghaft eine Person auf ihre Titelseiten hieven, die wiederholt mit rassistischen und antisemitischen Äußerungen aufgefallen ist, sollte als ernsthafte Frage erlaubt sein. Ich verstehe es nämlich nicht. Vielleicht will ich es auch nicht verstehen.

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Letztes Jahr riefen mich die Leute vom SPIEGEL kurzfristig an, weil sie versehentlich eine Diskussion über "Black Lives Matter" in den USA mit 4 weißen Menschen besetzt haben. Ich habe einigermaßen zähneknirschend zugesagt.

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Ich habe zugesagt, weil ich den SPIEGEL mag. Weil ich die Leute mag. Weil ich verstehe, dass so etwas in einem redaktionellen Prozess passieren kann. Das war letztes Jahr. Zur gleichen Zeit als Sandra @maischberger wegen ihrer Talkshow-Besetzung in Kritik geraten ist.

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Vergangene Woche gab es eine intensive Debatte darüber, dass eine @Tagesspiegel-Kolumnistin antirassistische Arbeit verhöhnt hat und in einem zweiten Text einer schwarzen Frau empfahl, sich nicht "selbst zur Sklavin zu machen".

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In dieser Woche gab es eine intensive Debatte darüber, dass 5 weiße Menschen auf groteske Weise darüber abgestimmt haben, ob man das Z-Wort weiter benutzen darf. Die Wortbeiträge waren hanebüchen, geschichtsvergessen und teilweise schlicht menschenfeindlich.

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Und nun sollen die beiden Philipps also mit Lisa Eckhart über Diskriminierung debattieren. Und über "Cancel Culture". Und warum? Seien wir doch einmal ehrlich:

Wegen der Klicks. Wegen der Kohle. Wegen der Kontroverse.

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Das sei nun wirklich allen gegönnt. Auch SPIEGEL-Mitarbeiter*innen sollen schließlich von irgendwas leben.

Aber vielleicht nicht unbedingt von Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus.

Ich dachte, das wäre mittlerweile klar. Aber vielleicht habe ich mich auch geirrt.

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