Warum läuft das Impfen in Deutschland und EU so langsam an? Hat die EU bei der Impfstoff-Bestellung versagt?
Nicht alles ist optimal gelaufen, aber die Alternativen waren schlechter.
Ein Thread
Nicht alles ist optimal gelaufen, aber die Alternativen waren schlechter.
Ein Thread

2/ Was war das Prinzip hinter der Impfstoffbestellung?
1. Die 27 EU-Länder bestellen gemeinsam, um einen impfnationalistischen Wettlauf zu vermeiden. Das hat funktioniert, zum Erstaunen vieler.
2. Die EU setzt auf mehrere Hersteller, um das Risiko zu streuen. Auch das gelang.
1. Die 27 EU-Länder bestellen gemeinsam, um einen impfnationalistischen Wettlauf zu vermeiden. Das hat funktioniert, zum Erstaunen vieler.
2. Die EU setzt auf mehrere Hersteller, um das Risiko zu streuen. Auch das gelang.
3/ Hat die EU zu wenig Impfdosen bestellt?
Nein, eher zu viele. Bei 6 Herstellern hat sich die EU 2 Milliarden Dosen für 450 Millionen EU-Bürger gesichert. Da bei Vertragsabschluss im Sommer 2020 offen war, welche Impfstoffe als erstes marktreif sind, hat die EU überbestellt.
Nein, eher zu viele. Bei 6 Herstellern hat sich die EU 2 Milliarden Dosen für 450 Millionen EU-Bürger gesichert. Da bei Vertragsabschluss im Sommer 2020 offen war, welche Impfstoffe als erstes marktreif sind, hat die EU überbestellt.
4/ Hätte die EU mehr bei Biontech bestellen können?
Ja. Da zum Vertragszeitpunkt offen war, ob Biontech schnell und erfolgreich ist, hat die EU 200 Mio Dosen bestellt. Weniger als bei anderen Herstellern, da Biontech teuer (12 EUR/Dosis) und kompliziert (-70° Kühlung) ist.
Ja. Da zum Vertragszeitpunkt offen war, ob Biontech schnell und erfolgreich ist, hat die EU 200 Mio Dosen bestellt. Weniger als bei anderen Herstellern, da Biontech teuer (12 EUR/Dosis) und kompliziert (-70° Kühlung) ist.
5/ Hätte die EU nicht schnell bei Biontech nachbestellen können?
Hat sie. Als sich die schnelle Zulassung abzeichnete, hat die EU 100 Mio Dosen nachbestellt, auf die es bereits eine Option gab. Zur Zeit verhandelt sie über eine weitere Nachbestellung mit Biontech/Pfizer.
Hat sie. Als sich die schnelle Zulassung abzeichnete, hat die EU 100 Mio Dosen nachbestellt, auf die es bereits eine Option gab. Zur Zeit verhandelt sie über eine weitere Nachbestellung mit Biontech/Pfizer.
6/ Hätte eine größere Bestellung zu schnelleren Impfungen geführt?
Nein. Der Flaschenhals ist nicht die niedrige Bestellmenge, sondern die niedrige Produktionskapazität der Hersteller. Biontech hat im Juni ein EU-Darlehen über 100 Mio EUR zum Ausbau seiner Produktion erhalten.
Nein. Der Flaschenhals ist nicht die niedrige Bestellmenge, sondern die niedrige Produktionskapazität der Hersteller. Biontech hat im Juni ein EU-Darlehen über 100 Mio EUR zum Ausbau seiner Produktion erhalten.
7/ Warum sind andere Länder weiter mit dem Impfen?
1. Weil sie wegen beschleunigter Zulassungen früher anfingen
2. Weil Hersteller wie Pfizer/Biontech dort schneller lieferten
3. Weil Impf-Organisation in kleinen Ländern wie Israel (9 Mio Einw) leichter ist als in der EU (450Mio)
1. Weil sie wegen beschleunigter Zulassungen früher anfingen
2. Weil Hersteller wie Pfizer/Biontech dort schneller lieferten
3. Weil Impf-Organisation in kleinen Ländern wie Israel (9 Mio Einw) leichter ist als in der EU (450Mio)
8/ Was wären die Alternative gewesen?
Jedes EU-Land kümmert sich selbst. Die Folgen wären gewesen:
- Impfnationalismus à la "Deutschland first, Croatia second"
- ein Kampf um Impfstoff, der den Zusammenhalt der EU infrage gestellt hätte
- EU-Impf-Flickenteppich
- höhere Preise
Jedes EU-Land kümmert sich selbst. Die Folgen wären gewesen:
- Impfnationalismus à la "Deutschland first, Croatia second"
- ein Kampf um Impfstoff, der den Zusammenhalt der EU infrage gestellt hätte
- EU-Impf-Flickenteppich
- höhere Preise
9/ Was hätte besser laufen können?
- Die EU hätte bei den Verträgen beherzter und risikofreudiger sein können. Scheiterte an osteurop. Ländern, denen Biontech zu teuer war und Frankreich, das v.a. auf Sanofi setzte
- Die EU hätte ihre Impfstrategie transparenter machen müssen
- Die EU hätte bei den Verträgen beherzter und risikofreudiger sein können. Scheiterte an osteurop. Ländern, denen Biontech zu teuer war und Frankreich, das v.a. auf Sanofi setzte
- Die EU hätte ihre Impfstrategie transparenter machen müssen
10/ Wie gehts weiter?
Am 6. Januar wird mit Moderna voraussichtlich der zweite Impfstoff in der EU zugelassen, im Frühjahr folgen weitere. Das wird die Knappheit beenden. Entscheidend ist, wie viele EU-Bürger Ende Frühjahr geimpft sind - weniger, wie viele es Anfang Januar sind.
Am 6. Januar wird mit Moderna voraussichtlich der zweite Impfstoff in der EU zugelassen, im Frühjahr folgen weitere. Das wird die Knappheit beenden. Entscheidend ist, wie viele EU-Bürger Ende Frühjahr geimpft sind - weniger, wie viele es Anfang Januar sind.