Die wichtigen Aussagen in den neuen Artikeln, die schon wieder behaupten, historische Forschung zu Kontinuitäten zwischen kolonialen Verbrechen, Genoziden und der Shoah würde letztere relativieren, stecken im Detail.
Bei Joffe in der Zeit heisst es
"...kein Land auf Erden hat sich mit seiner dunklen Vergangenheit so gründlich auseinandergesetzt wie Deutschland."
Das ist deutsche Erinnerungspolitik nach dem Schlußstrich.
"...kein Land auf Erden hat sich mit seiner dunklen Vergangenheit so gründlich auseinandergesetzt wie Deutschland."
Das ist deutsche Erinnerungspolitik nach dem Schlußstrich.
Bei den Ruhrbaronen heißt es: "Mit Begeisterung werden die Verbrechen des Kolonialismus genutzt, um aus einer Mischung aus Antisemitismus und Feindschaft gegenüber dem Westen die Shoah zu relativieren und Demokratie und Aufklärung verächtlich zu machen."
So verschoben sind die Positionen seit dem Historikerstreit: "den Westen" und "die Aufklärung" zu verteidigen ist eins; ausgerechnet indem man das Verbrechen, das die Dialektik der Aufklärung aufzeigt, als singulär setzt - um so die Kontinuitäten dieser Dialektik zu leugnen.
Deutschland hat wie kein anderes Land aufgearbeitet, und wer das anzweifelt, relativiert - auf diese Verdrehung muss man erstmal kommen. Und dann den Heart-of-Darkness-Satz zu schreiben, Afrika sei "ein Hexenkessel voller Blut und abgehackter Gliedmaße" (Joffe).