Weil 1991 der Jugoslawienkrieg ausbrach, flüchtete seine Familie nach Deutschland, wurde dort aber nur geduldet. Jahre später kehrte er nach Deutschland zurück, wurde Bundesligaprofi und gründete eine eigene Stiftung.

Ein Thread über Neven Subotic:
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Neven Subotic ist am 10.12.1988 in Banja Luka in Bosnien-Herzegowina (dem ehemaligen Jugoslawien) geboren und aufgewachsen. Kurz vor Beginn des Jugoslawienkrieges entschied sich seine Familie mit seiner Schwester und ihm 1990 nach Deutschland zu fliehen. (2/38)
Sie bekamen eine Aufenthaltsgenehmigung im Schwarzwald in Schwarzenberg. Dort spielte er Fußball in der Jugendmannschaft des TSV Schwarzenberg. Nevens Vater war selbst Fußballprofi in Bosnien. Er unterstützte ihn dabei Fußballprofi zu werden. (3/38)
Neven Subotic: „Meine Eltern sind 1990 vor dem Krieg in Bosnien nach Deutschland geflüchtet. Hier mussten sie die ganze Arbeit machen, die keiner gern machen möchte. Mein Vater hat auf der Baustelle gearbeitet und meine Mutter als Putzfrau.“ (4/38)
„Ich durfte zur Schule gehen und hatte Essen auf dem Tisch, obwohl meine Eltern immer viel Geld an ihre Verwandten geschickt haben, damit sie durch die Kriegszeit kommen. Sie haben nie gejammert, auch wenn sie als Ausländer oft benachteiligt wurden.“ (5/38)
„Ich habe Erfahrungen gemacht, die bis heute mein Weltbild prägen. Durch meine Eltern, aber auch durch Menschen aus Deutschland, die uns halfen, in die Gesellschaft reinzufinden. Wir hatten ein Jahr im Dachgeschoss eines Vereinsheims gelebt, unter schlimmen Bedingungen.“ (6/38)
1999 wurde es dann knüppelhart für die Familie Subotić: Nach acht Jahren im Schwarzwald wurde der Familie mitgeteilt, dass ihre Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängert wurde und sie Deutschland verlassen müssen. (7/38)
Sie hätten nach Bosnien-Herzegowina zurückkehren müssen und wenn sie nicht freiwillig gegangen wären, wären sie abgeschoben worden. Der Grund war, dass der Krieg in Bosnien vorbei war. Die Abschiebung konnte jedoch verhindert werden: (8/38)
„Ich hatte gerade meine Grundschulzeit beendet und sollte das Gymnasium besuchen. Doch dazu kam es nicht. Wir wanderten in die USA aus.“

Seine Eltern hatten sich nämlich in der Zwischenzeit für ein amerikanisches Programm beworben, das Menschen aus Kriegsgebieten hilft. (9/38)
Die vierköpfige Familie hatte also das Glück, in die USA ausreisen zu dürfen. Flüge, erste Mieten für eine bereitgestellte Wohnung, Sprachkurse, Jobtraining, all das wurde Familie Subotić ausgelegt.

"Wir hatten zwei Jahre Zeit, das Geld zurückzuzahlen.“ – so Subotić. (10/38)
Mit 15 Jahren wurde Neven Subotić beim Fußballspielen im Park von einem Junioren-Coach gesichtet und empfohlen. Das brachte ihm zu seinem Debüt in der U17-Auswahl der USA. Dieses Debüt half ihm auch dabei die amerikanische Staatsbürgerschaft zu bekommen. (11/38)
Er spielte für Salt Lake City und ging in Miami aufs College. 2006, mit 17 Jahren, pochte ein Berater auf den nächsten Schritt nach Deutschland. Es wurde Kontakt zum FSV Mainz 05 hergestellt der prompt ein Angebot gemacht hatte. Subotić sagte zu. (12/38)
Subotić: „Mir war in dem Moment nicht wichtig, wo. Ob jetzt England, Italien, Spanien, Frankreich. Aber die Chance war mir wichtig. Ich wusste auch, dass ich eine größere Chance habe in Deutschland, weil ich die Sprache noch sprechen konnte.“ (13/38)
„Obwohl ich mit solchen Erfahrungen aufgewachsen bin, war ich natürlich überfordert, als ich mit 17 aus Amerika zurückkam und in Mainz Fußballprofi wurde. Mein erstes Gehalt war immens. Ich hatte mir auch erstmal eine Playstation gekauft.“ (14/38)
In der Saison 2006/07 spielte er für Mainz in der U19 und in der Oberliga. Erst am Ende der Saison öffnete sich ein Fenster, um am Profifußball zu schnuppern. Am letzten Spieltag der Saison nominierte ihn Jürgen Klopp für die Profimannschaft. (15/38)
Sein Bundesliga-Debüt gab er ausgerechnet gegen die Bayern. Das Spiel verlor man aber mit 5:2. In der Sommerpause zeigte er gute Leistungen und Stamminnenverteidiger Bo Svensson verletzte sich schwer. Aus der Innenverteidigung war er von da an nicht mehr wegzudenken. (16/38)
„Meine Eltern waren natürlich stolz, dass ich es geschafft hatte, nur gab es keine Anleitung, wie man sich als junger Mensch damit verhalten soll. Der Umkreis um einen ist auch nicht zwingend förderlich, da es für alle eine orientierungslose Luxussituation ist.“ (17/38)
"Ich hatte ein Haus und drei Autos. Du kommst als Jüngster in ein Team und orientierst dich schlicht an den Älteren. Autos und Partys. Die machen das so, also machst du das auch so. Damals hielt ich das für cool, bis ich merkte, dass es keinen Spaß macht und sinnlos ist.“ (18/38)
Jürgen Klopp war für ihn wie ein Ziehvater. Er verschaffte ihm sein Profidebüt und machte ihn zu einem gestandenen Bundesligaspieler. In der Saison 2008/09 holte der BVB Jürgen Klopp und dieser nahm Neven Subotic gleich mit. (19/38)
Nach der ersten Saison beim BVB wurden auch die USA und Serbien auf ihn aufmerksam. Er hatte beide Staatsbürgerschaften (später auch die Deutsche). Als Jugendlicher war für ihn klar, dass er für die USA spielen will. (20/28)
„Ich hätte zu Amerika ganz gut gepasst. Weil: Was ist Amerika? Ein Land, das Leute erfunden haben, die rübergegangen sind und gesagt haben: Das ist Amerika. Da waren Italiener dabei, da waren Iren dabei. Das ist ein Land der Migranten.“ (21/38)
Jahre später entschied er sich aber doch für Serbien:

„Meine Familie sind Serben. Mein Opa hätte es z. B. nie verstanden, wieso ich dann für die USA spielen würde. Dem hätte ich es verheimlichen müssen. Ich habe mich also entschieden, für Serbien zu spielen.“ (22/38)
Von 2009 bis 2013 spielte er für Serbien und dann war Schluss.

„Ich fühle mich weiterhin als Weltenbummler und weder als Deutscher noch als Amerikaner oder als bosnischer Serbe, sondern als ein Mensch, dessen Heimat Familie, Freunde und der Fußball sind.“ (23/38)
2011 und 2012 wurde Subotić Meister mit dem BVB. Was für ihn auch zu den Höhepunkten seiner Karriere gehörte. 2012 war auch das Jahr, wo er sich entschied, seine Autos zu verkaufen, um seine eigene Stiftung, die Neven-Subotić-Stiftung zu gründen. (24/38)
Subotić: „Ich habe versucht, vieles zu verkaufen. Ich merkte, dass ich nicht glücklicher bin, wenn ich ein teures Auto habe. Ich habe viele neue Werte kennengelernt. Früher habe ich andere Werte übernommen. Ich habe MTV geschaut und gesagt: Das Auto brauche ich auch.“ (25/38)
Subotić hatte schon mehrmals für wohltätige Zwecke in Deutschland gespendet und geholfen, wie z. B. für Kinderlachen e. V. Eine eigene Stiftung zu gründen war der nächste Schritt. (26/38)
Seine Stiftung konzentriert sich auf das Land Äthiopien, in dem Ungleichheit und Ungerechtigkeit groß sind.

Subotić: „Hier haben Menschen die geringsten Chancen, ihre Probleme aus eigener Kraft zu lösen.“ (27/38)
Ziel der Stiftung ist es Spenden zu sammeln um Brunnen in Äthiopien zu bauen und den Menschen Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen.

Subotić: „Als Stiftungsgründer war es am Wichtigsten, mich da einzusetzen, wo es jeden Tag an elementarsten Lebensgrundlagen fehlt.“ (28/38)
„Weltweit fehlt 844 Millionen Menschen der Zugang zu einer einfachen Wasserversorgung, also jedem zehnten. Wir bauen die Brunnen in der Tigray-Region im Norden von Äthiopien, wo die Hälfte der Menschen keine Wasserversorgung hat.“ (29/38)
„Die Menschen dort laufen jeden Tag sechs Kilometer zu einer Wasserquelle und tragen dabei Wasser-Kanister. Wir sprechen also nicht nur von einem enormen Kraftaufwand, sondern auch von Zeit, die nicht produktiv in die Schule oder in die Arbeit investiert werden kann.“ (30/38)
„Und dann ist das Wasser, das sie vorfinden, nicht Wasser, wie wir es hier gewohnt sind, sondern es hat eher die Farbe von Spezi und ist genauso kontaminiert, wie es aussieht. Doch es gibt für diese Menschen keine Alternative, als genau dieses Wasser zu trinken.“ (31/38)
Ungefähr 3,5 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an kontaminiertem Wasser. Der Zugang zu Sanitäreinrichtungen, Hygieneartikeln und sauberem Trinkwasser könnte jedes Jahr 1,5 Millionen Kindern das Leben retten. (32/38)
Jeden Sommer, wenn die Bundesliga vorbei ist, reist er nach Äthiopien, um die Arbeit an Brunnen und Sanitäranlagen zu begleiten. Nicht nur um sich ein eigenes Bild zu machen, sondern auch, um den Kontakt zu Firmen und Helfern vor Ort zu pflegen. (33/38)
Er und seine Mitarbeiter tauschen sich mit äthiopischen Hydrologen und Vertretern der Gemeinden und Behörden aus. Wichtig ist diese Zusammenarbeit nicht nur, um herauszufinden, welcher Umgangston der richtige ist oder wie man die Bevölkerung miteinbeziehen kann. (34/38)
Berührungsängste mit der äthiopischen Bevölkerung sind ihm dabei fremd. Er möchte der Gemeinde damit seinen Respekt zollen.

Subotić: „Wir begegnen den Menschen auf Augenhöhe und suchen Auswege. Wir wollen zu einer solidarischen und internationalen Gemeinschaft beitragen.“(35/38)
8 Jahre später konnte die Neven-Subotić-Stiftung in Äthiopien 62 Projekte realisieren und somit 25.000 Menschen helfen können. Sie konnten dadurch mehrere Arbeitsplätze schaffen und Kindern dabei helfen, dass sie ihrer Bildung nachgehen. (36/38)
„Wer uns unterstützen will, kann das gern tun. Ich finde es aber besser, sich auch mit dem Thema auseinanderzusetzen, dass das eigene Handeln nie konsequenzlos ist. Wenn sich das Weltbild der Leute nicht ändert, bringt die Spenderei wenig.“ (38/38)
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